Aktueller Projektstand

Bitte nicht mehr anfragen, es werden keine Teilnehmende mehr gesucht.

Das Forschungsprojekt „DigiRoll“ schreitet voran. Natürlich möchten wir Sie über die Fortschritte auf dem neusten Stand halten. Hier erfahren Sie alles über die verschiedenen Testphasen und deren Verlauf.

Aktuell werden die Daten der Feldphasen ausgewertet.

DigiRoll
Rollatoren in der Reihe

Erste Testphase beendet

Die Elektronikbox wurde im Sommer 2020 in einer ersten Testphase von fünf freiwillig Teilnehmenden erprobt. Die Probandinnen und Probanden wurden zunächst nach ihren allgemeinen Erfahrungen hinsichtlich der Rollatornutzung und den aus ihrer Sicht technischen Anforderungen an die Elektronikbox befragt. Die Box wurde entsprechend angepasst, beispielsweise wurde zusätzlich ein Tragegriff angebracht. Anschließend wurde DigiRoll im Sommer vier Wochen lang durch die Teilnehmenden unter Alltagsbedingungen getestet. Nach Abschluss dieser Testphase wurden die Nutzerinnen und Nutzer nochmals zu den Stärken und Schwächen der Elektronikbox interviewt.
Kritische Aspekte in der Handhabung wurden von den Ingenieuren technisch modifiziert und ermöglichten eine technische Weiterentwicklung aus Perspektive der Testpersonen: Gewicht und Größe der Elektronikbox wurden reduziert, die Bedienbarkeit wurde verbessert.

Zweite Testphase beendet

Es folgte im Winter 2020/2021 eine zweite Testphase mit drei freiwilligen Teilnehmenden, um die technischen Weiterentwicklungen erneut zu testen und eventuell letzte Anpassungen vor der eigentlichen Feldphase vornehmen zu können.

Die Ergebnisse der ersten und zweiten Testphase können Sie nachlesen unter:

https://link.springer.com/article/10.1007/s00391-022-02118-3

Rollator am Meer
Senioren beim Spaziergang

Feldphase beendet

In der Feldphase wurde der optimierte DigiRoll auf seine Wirkungen untersucht. Hierfür wur­den freiwillige Rollatornutzer:innen aus Privathaushalten und stationären Einrichtungen für ei­nen sechsmonatigen Test gesucht. Nach ausführlichen Informationsgesprächen entschieden sich 42 Personen für die Teilnahme. Sie wurden im Losverfahren einer Interventions- und einer Kontrollgruppe zugewiesen. Die Teilnehmenden der Interventionsgruppe testeten die Elektronikbox, die Kontrollgruppe nutzte den Rollator ohne Elektronikbox weiter. Der Vergleich beider Gruppen sollte eine Einschätzung der Wirkungen des DigiRoll ermöglichen.

Alle Teilnehmende wurden zu drei verschiedenen Zeitpunkten ausführlich mittels Fragebögen befragt. Dabei wurden z.B. Fragen zur Sturzangst, Mobilität, sozialen Teilhabe, Gesundheitszustand sowie zu den Alltagserfahrungen mit dem (digitalen) Rollator gestellt. Alle sechs Wochen fand darüber hinaus eine Sturzerfassung statt. Im Verlauf der gesamten Studie wurden ethnographische Beobachtungen angestellt. Mit je fünf Teilnehmenden beider Gruppen wurden leitfadengestützte Interviews durchgeführt. Alle Daten wurden unter Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen aufgezeichnet und wissenschaftlich ausgewertet.

DigiRoll - Ablauf der Feldphase
Ablauf der Feldphase

An der Feldphase nahmen insgesamt 42 Freiwillige teil, von denen 27 in Privathaushalten wohnten und 15 in stationären Einrichtungen. Es handelte sich um 18 Männer und 24 Frauen im Alter zwischen 37 und 94 Jahren, mit einem Altersdurchschnitt (Median) von 81 Jahren.

Die sozialwissenschaftlichen Erhebungen ergaben, dass die in der Pilotphase optimierte Generation des DigiRoll insgesamt positiv bewertet wurde. Bei der Frage „Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich die Elektronikbox nach Ende des Projektes weiter nutzen“ kreuzten 77% aller Teilnehmenden die Antwortoption „ich stimme völlig zu“ an. Auch aus den qualitativen Erhebungen ging hervor, dass die Bewertung des DigiRoll insgesamt positiv war. Allerdings fiel die Einschätzung des Nutzens der einzelnen Assistenzsysteme unterschiedlich aus. Die konkreten Erfahrungen mit dem DigiRoll wichen teilweise erheblich voneinander ab. Dabei spielte es eine Rolle, ob die Nutzer:innen in Privathaushalten lebten oder in stationären Einrichtungen.

Von den meisten Nutzer:innen aus den Privathaushalten wurde der DigiRoll mehr oder weniger selbstständig gehandhabt und problemlos in den Alltag integriert. Besonders positiv wurden die Assistenzsysteme der Gehwegbeleuchtung und des Rücklichts bewertet. Auch die Assistenzsysteme des automatischen und manuellen Hilferufs mit Standorterfassung trugen zur Steigerung des Sicherheitsgefühls bei. Von einigen Nutzer:innen wurde eine Anbindung an kommerzielle Dienstleister gewünscht, um die Verlässigkeit des Hilferufes zu optimieren. 

Das Assistenzsystem der Hinderniswarnung wurde von vielen der Nutzer:innen als zu ungenau empfunden. Nicht wenige Teilnehmende fühlten sich durch das akustische Signal gestört und schalteten die Hinderniswarnung dauerhauft aus.

In den stationären Einrichtungen, wo der DigiRoll coronabedingt während der Pilotphase nicht getestet werden konnte, zeigte sich, dass viele Testpersonen aus den Pflegeeinrichtungen mehr Unterstützung bei der technischen Handhabung des DigiRoll benötigten. Im pflegerischen Alltag der Einrichtungen war es nicht immer möglich, diese Hilfe durchgehend anzubieten.

Aus den statistischen Analysen ging hervor, dass der DigiRoll keine Wirkungen auf die Parameter der „Sturzhäufigkeit“, „Sturzangst“, „Mobilität“ und der „sozialen Teilhabe“ hatte. Dieser Befund lässt sich auf der Grundlage der Ergebnisse der qualitativen Erhebungen erklären, aus denen zahlreiche relevante Kontextfaktoren zum Vorschein kamen, die vom DigiRoll nicht beeinflusst werden konnten. Beispielsweise hing die Sturzangst von Barrieren in der Umwelt ab oder von der Beschaffenheit des Rollators (u.a. Gewicht und Stabilität des Rollators). Die Mobilität und soziale Teilhabe war davon beeinflusst, ob die Personen in soziale Hilfssysteme eingebunden waren und bei der Überwindung von Barrieren (z.B. beim Aus- und Einsteigen in Linienbusse) unterstützt wurden.